Wenn die Cloud allein nicht ausreichtBy ESB Professional / Shutterstock.com

Die Cloud-Nutzung in der deutschen Wirtschaft boomt. Auch für Unified Communications (UC) nutzen viele Unternehmen die Cloud oder UC as a Service (UC-aaS). Doch bei der Einführung ist es ratsam, am eigenen Standort die passende Hardware einzusetzen.

Einer Umfrage von Nemertes Research zufolge ist die Zahl der größeren Unternehmen, die planen, cloudbasierte UC-Dienste einzuführen, im vergangenen Jahr gesunken. Von 800 befragten größeren Unternehmen gaben 15 Prozent an, auf die Cloud zu verzichten. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor.

Auf dem weg zu All-IP?

Kostenfaktor UC-aaS

Die Befragung ergab, dass cloudbasierte UC bei großflächigen Einführungen nicht zu einer Kostenreduzierung führten. Darüber hinaus fehlten wichtige Verwaltungs- und Sicherheits-Funktionen.

Die Verwaltung und Wartung von On-Premise-Systemen kostet große Unternehmen mit ausreichend IT-Personal in der Regel weniger als die monatlichen Gebühren für die Cloudnutzung, so die Studie. “Viele dieser Unternehmen glauben, sie können UC besser und effizienter intern betreiben”, sagte Robert Gareiss, Analyst bei Nemertes.

Komponenten aufeinander abstimmen

Wer deshalb lieber eine UC-Lösung vor Ort für sein Unternehmen plant, sollte vorher evaluieren, ob die eingesetzten Netzwerke, Telefongeräte, Mikrofone, Betriebssysteme und anderen Komponenten optimal für die UC-Lösung ausgelegt sind. Erst wenn alle Voraussetzungen geschaffen sind, ist die Integration einer UC-Lösung sinnvoll.

Sind die notwendigen Komponenten nicht optimal konfiguriert und ausgestattet, kann es bei Online-Meetings mit Kunden und Partnern, Telefongesprächen oder Videokonferenzen zu Verbindungsabbrüchen kommen, sodass Anwender das neue System nicht akzeptieren. Die erwarteten Produktivitätsfortschritte bleiben dann aus.

Analoge Geräte weiter nutzen

70 Prozent aller deutschen Unternehmen verwenden noch immer häufig das Faxgerät, um mit Kunden, Kollegen oder Geschäftspartnern zu kommunizieren. Das hat eine repräsentative Befragung von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben. Im letzten Jahr betrug der Anteil sogar noch 79 Prozent. Besonders viel gefaxt wird dabei in kleinen Betrieben mit 20 bis 49 Mitarbeitern (77 Prozent) und von Dienstleistern (81 Prozent).

Doch die Anschaltung von Faxgeräten an einen VoIP-Provider ist nicht vorgesehen. Auch interne Systemtelefonen und zusätzliche analoge Geräte wie EC-Terminals, Fernwartungsmodems, Alarmanlagen oder Türsprechanlagen sind oft an die ISDN-Anlage angeschlossen. Der Austausch dieser Komponenten, um eine Cloud-Lösung einzuführen, ist kostspielig. Zum Glück hilft hier Hardware: Wenn ein sogenanntes VoIP-Gateway an die klassische Anlage geschaltet wird, kann es die ISDN-Signale simulieren und elegant zwischen der ISDN-Anlage und dem neuen VoIP-Anbieter vermitteln.

Spitzen im Verbrauch einplanen

Die Anbieter einer UC-Infrastruktur empfehlen bei der Planung einer UC-Lösung eine Homogenisierung der Netzwerkarchitektur, Server, Steuerungssysteme, Router und Switches sowie aller Endgeräte. Eine leistungsstarke Infrastruktur im Bereich Internet, WAN/LAN, Festnetz/VoIP, Mobilfunk, Server, aber auch Speicherung und Archivierung. In einer modernen UC-Lösung kommunizieren die Endgeräte, Server und beteiligten Netzwerkkomponenten meistens komplett über das Netzwerk miteinander. Daher muss das Netzwerk auch entsprechend in die Planung mit einbezogen werden.

Zunächst sollten vorhandenen Komponenten inventarisiert werden. In diesem Schritt kann auch geplant werden, welche Komponenten in der Lage sind, sich mit einem modernen UC-System zu verbinden und welche Geräte ersetzt werden sollen. In diesem Zusammenhang muss natürlich auch die Verkabelung geprüft werden, denn auch diese muss über eine entsprechende Leistungsfähigkeit verfügen.

Das Netzwerk im Unternehmen, aber auch die Internetleitung, muss dazu in der Lage sein, den Datenverkehr einer UC-Lösung optimal bereitstellen zu können. Die Bandbreite muss ausreichen, aber auch die Latenz im Netzwerk, zwischen den Niederlassungen und dem Internet. Auch dann, wenn viele Anwender gleichzeitig die UC-Lösung nutzen, darf die Leistung nicht einbrechen. Es müssen also auch Spitzen im Verbrauch abgefangen werden können.

Wenig Latenz, viel Bandbreite

Viele UC-Lösungen nutzen zur Datenspeicherung der Konfiguration und Anmeldedaten auch Datenbankserver. Die Datenbankserver müssen so ausgelegt sein, dass sie die UC-Lösung optimal mit den notwendigen Daten versorgen. Besonders wichtig ist in diesem Bereich auch die Netzwerkverbindung zwischen UC-Server und den Datenbankservern, da diese beiden Bestandteile einer UC-Lösung ständig Daten miteinander austauschen müssen. Server sollten mit mindestens 1 GBit/s mit dem Netzwerk kommunizieren können. Natürlich müssen Switches und Router diese Geschwindigkeit ebenfalls zur Verfügung stellen, vor allem dann, wenn mehrere Server im Einsatz sind.

UC-Serverlösungen müssen also über ein Netzwerk mit wenig Latenz und viel Bandbreite verbunden werden. In größeren Umgebungen sollten sich die Server in einem Netzwerk befinden, das mehr als ein GBit/s unterstützt, vor allem dann, wenn Video-Konferenzen und Anwendungsfreigaben zur Verfügung gestellt werden. Denn hier geht die Belastung des Netzwerks deutlich nach oben.

Um die VoIP-Anlage in das Festnetz zu integrieren, können T1/E1-Leitungen oder SIP-Trunking verwendet werden. Auch hier müssen Unternehmen prüfen, ob die Datenleitungen schnell und stabil genug für die Anbindung eines UC-Systems sind. Verwenden Unternehmen für die UC-Lösung zusätzlich Vermittlungsserver und außerdem Hardwaregeräte wie zum Beispiel sogenannte Traffic Shaper zum Lastenausgleich, muss jeder Vermittlungsserver mit einer öffentlichen IP-Adressen konfiguriert werden.

Datenbedarf berechnen

Für den Einsatz von Video-Konferenzen im Netzwerk sollten mindestens 65 KBit/s pro Audiostream und 500 KBit/s pro Videostream zur Verfügung gestellt werden können. Optimale VoIP-Telefonate erfordern etwa 100 Kbit/s symmetrisch.

Unternehmen müssen also evaluieren, wie viele gleichzeitige Konferenzen im Schnitt durchgeführt werden und ob Datenleitungen und Netzwerk-Hardware über genügend Kapazitäten verfügen. Auch Spitzen im Datenverkehr sollten berücksichtigt werden.

Dabei hängt der Datenverkehr auch von der Auflösung ab. Ein Client, der eine Auflösung von 1920 x 1080 nutzt, benötigt eine Bitrate zwischen 1500 und 4000 Kbit/s. Kleinere Auflösungen verbrauchen natürlich weniger.

In Umgebungen, in denen die Netzwerke nicht ausreichend dimensioniert werden können, kann es sinnvoll sein, die Videofunktion für manche Benutzer zu deaktivieren. Generell sollte genau geplant werden, welche Benutzer Zugriff auf Video-Funktionen benötigen und ob bei manchen Benutzern nur Audio-Übertragungen aktiviert sind. Bei Spitzenauslastung die Latenz maximal 150 ms betragen.

UC-Clients senden Audiostreams erst dann, wenn der Benutzer spricht, allerdings empfangen alle Teilnehmer alle gesendeten Audiostreams. Das bedeutet, je mehr Teilnehmer eine Besprechung hat, desto mehr steigt ihr Datenvolumen und die notwendige Bandbreite an.

Auch hier hilft Hardware beim stabilen Betrieb: Ein Traffic-Shaper kann die Datendienste niedriger priorisieren, als die Sprachdienste, damit Kundengespräche am Telefon nicht unterbrochen werden, weil etwa Daten auf dem FTP-Server hochgeladen werden.

Stabiler Serverbetrieb

Der Einsatz von UC-Software stellt hohe Anforderungen an den Server. Eine Inhouse-UC-Anlage sollte möglichst langlebig sein und ohne Ausfälle arbeiten. Außerdem sollten möglichst keine Latenzen bei der Verarbeitung der VoIP-Daten eintreten. Auch der Stromverbrauch ist bei der Wahl der Hardware zu beachten. Deshalb ist nicht zwangsläufig das High-End-Server-System das beste. Als Server wird häufig eine Dual-CPU-Konfiguration mit 64-Bit-Prozessoren empfohlen. Außerdem sollten UC-Server über mindestens acht GByte Arbeitsspeicher verfügen. Dabei sollte der Server möglichst wenig bewegliche Teile haben und statt Festplatten SSD-Laufwerke einsetzen. Um die Realtime-Verarbeitung der VoIP-Daten nicht zu stören, sollten Unternehmen möglichst keine zusätzlichen Anwendungen auf dem Server laufen lassen.

Sicherheit

In jedem Fall sollte stets die Sicherheit und Stabilität der Lösungen im Vordergrund stehen, da VoIP Systeme den Gefahren von Angriffen aus dem Internet im besonderen Maße ausgesetzt sind.

Es gibt verschiedene Formen von Angriffen – von „Denial of Service“-Attacken, die die Telefone lahmlegen, bis zum Erbeuten von Zugangsdaten.

Ein sogenannter Session Border Controller (SBC) bringt hier mehr Sicherheit am All-IP- Anschluss und wird vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) für VoIP-Anlagen empfohlen.

Fazit

Erst wenn die Hardware den Anforderungen genügt, können Unternehmen Vorteile aus dem Einsatz einer UC-Lösung ziehen. Viele Experten raten in diesem Zusammenhang auch zu einer Homogenisierung des Netzwerks, da dadurch alle Komponenten optimal miteinander interagieren und auch besser überwacht werden können. Hersteller wie beroNet bieten spezielle Hardware an, die vor allem für den Betrieb von UC-Lösungen im Netzwerk optimiert sind.

Laden Sie unser Whitepaper “All-IP Umstellung” herunter  <https://lp.beronet.com/de/soft-migration-to-voip-beronet>  für weitere Hardwaretipps und Handlungsstrategien bei der Einführung cloudbasierter VoIP-Lösungen.

Christian Richter

Author: Christian Richter

Since 2000 Christian – who originally studied Physics – has been designing software for telecommunication solutions. Reaching from ISDN to SIP he has strong knowledge and extensive experience in telecommunications protocols, which allows him to always come up with new ideas and communicate creatively with our customers. Christian is the CEO and a co-founder of beroNet GmbH.

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