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Top-Trends Unified Communications: Das wird 2018 und darüber hinaus wichtig

Written by Frank Hartkopf | Mar 13, 2018 6:10:00 AM

Das erste Viertel des Jahres ist bereits geschafft. Wir haben Experten befragt, auf welche Veränderungen sich Unternehmen in naher Zukunft vorbereiten sollten.

1979 entschied die damalige Deutsche Bundespost in der Bundesrepublik Deutschland, sämtliche Ortsvermittlungsstellen zu digitalisieren. Mit der innovativen ISDN-Technik wurden die zuvor analogen Vermittlungsstellen durch digitale Gateways ersetzt. Dadurch konnte die Leistungsfähigkeit der Teilnehmeranschlussleitung verdoppelt werden. Was zu Beginn von vielen Verbrauchern noch misstrauisch beäugt wurde, entwickelte sich schnell zum internationalen Standard des digitalen Telekommunikationsnetzes. Insbesondere Unternehmen entschieden sich für die ISDN-Technik, um gleichzeitig mehrere Gespräche und Verbindungen herstellen zu können. Fast 40 Jahre später ist die heutige Telekom dabei, die analoge Telefonie sowie ISDN einzustellen. Das Urgestein der Kommunikation soll vollständig durch IP-Technik ersetzt werden, die ausschließlich über Internet, mit Breitband, erschlossen wird. Dieser Umstand könnte vor allem kleine und mittelständische Unternehmen treffen, sofern sie nicht rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen treffen, um kommunikationsfähig zu bleiben.


Neue Möglichkeiten der Telekommunikation-Infrastruktur


Felix Pflüger, Geschäftsführer von peoplefone GmbH, zeigt sich jedoch optimistisch und sieht insbesondere die Vorteile von VoIP für den Mittelstand. So steige zwar einerseits die Komplexität in der Netzwerktechnik der Unternehmen, da sowohl Mobilfunkgeräte, Filialen als auch das Homeoffice in die jeweilige Unternehmenskommunikation integriert und statt reiner TK-Techniker für die physische Telefonanlage Netzwerk-Spezialisten für die Telefonanlage im Rechenzentrum notwendig würden. Andererseits könne so aber eine vielfältigere Kommunikation beispielsweise durch die Verwendung von Softclient am Arbeitsplatz mit Videokonferenzen und Dokumentensharing oder durch digitale Vermittlungsarbeitsplätze auf Basis von WebRTC ermöglicht und gewährleistet werden. Außerdem werde durch die Einführung von VoIP erleichtert, dass Fehlerquellen schneller ermittelt und behoben werden könnten. Pflüger erklärt, dass diese zum einen in den letzten Jahren stark zugenommen hätten, zum anderen sei dabei die Fehleranalyse komplex und langandauernd gewesen, da es für jede Netzwerktechnik einen entsprechenden Ansprechpartner gab (Netzwerkadministrator, Support DSL Anbieter, Support VoIP Provider, Support Carrier, usw.). Mit dem Einsatz von VoIP können mögliche Fehler nun besser verbunden und analysiert werden.

Mathias Pasquay, Geschäftsführer der in Deggendorf ansässigen pascom GmbH & Co. KG, weist dabei noch einmal auf den unschlagbaren Vorteil der VoIP als Unified Communication hin: „Sie hilft dem Benutzer seine Kommunikationskanäle wie Sprache, Chat, Video, etc. in einer Anwendung zu bündeln.“

Neue Risiken 

Dies berge nach dem Mitgründer von pascom aber auch gewisse Risiken. Alle diese Kanäle würden über eine IP-Strecke, meist sogar über das frei zugängliche Internet übertragen. Angreifer könnten so einfacher direkt auf mehrere dieser Kanäle zugreifen, die Kontrolle darüber erlangen und den Zugriff auf vertrauliche Informationen erhalten. „Jedes Telefon im Homeoffice und jedes Mobiltelefon ist Ziel für Hacking“, erläutert Felix Pflüger. Deshalb sollten sich Unternehmen darum kümmern, dass ihre Administratoren und Mitarbeiter die neu entstandenen Angriffspunkte in der VoIP- und UC-Technik kennen.

Zudem ist es essentiell, dass sich um einen adäquaten Schutz bemüht wird. Die effektivste Maßnahme sei dabei eine konsequente Verschlüsselung der Kommunikation und ihrer Metadaten, ist Mathias Pasquay überzeugt. Mit einer modernen Verschlüsselungsmethode könnten Angreifer, selbst wenn es ihnen gelingt sich in den Datenstrom einzuklinken, keinen Nutzen daraus ziehen. Felix Pflüger wird konkret: „Die Systemadministratoren müssen für den notwendigen Schutz der Infrastruktur sorgen, durch beispielsweise moderne Firewalls, VPN-Verbindungen für externe Nebenstellen, einer Absicherung von Smartphones, sicheren WLANs und Router-Updates.“ Zusätzlich sollten nicht die möglichen Risiken durch IoT vergessen werden, wobei gezielt Netzwerkdrucker oder Sensoren angegriffen werden könnten.

Die Überprüfung und Verschärfung von Passwortregeln sei dabei das A und O, so der Chef von peoplefone. Als VoIP-Provider empfehle er den regelmäßigen Wechsel von Passwörtern sowie die Kommunikation von Registrierungsdaten (TLS über Port 5061) zu verschlüsseln. Außerdem sollte ein SIP TRUNK am besten über eine feste IP abgesichert werden.


Schutz durch Netztrennung bei UC schwierig


Obwohl eine Netztrennung bei UC durch das erhöhte Risiko von Hackerangriffen sinnvoll erscheint, betonen beide interviewten Experten die Schwierigkeit UC-Clients in separaten Netzen zu betreiben. Mathias Pasquay stellt heraus, dass die UC-Clients für gewöhnlich auch auf einem Smartphone laufen, dessen Netz der Administrator weder vorhersehen noch verwalten könne. Außerdem sei es durch die geringe Praktikabilität für die Nutzer wenig passend: „Die Mitarbeiter eines Unternehmens werden eher nicht akzeptieren, UC entweder nur innerhalb des Unternehmensnetzes oder nur durch den Aufbau einer separaten VPN-Verbindung nutzen zu können.“ Trotzdem sei es nach Pasquay nützlich den UC-Server abzugrenzen und durch einen Session Border Controller zu schützen. Auch Pflüger spricht sich für eine Trennung zwischen Sprach- und Datennetzwerk aus.


Session Border Controller als Garant der sicheren Kommunikation


Als Verbindung über Netzwerkgrenzen hinweg sowie als Gewährleistung einer Kopplung zwischen unsicheren, externen Netzen und internen, sicheren IT-Strukturen, ist der Session Border Controller essentiell für die IP-Telefonie-Netzwerke. Diese wichtige Rolle wird der SBC auch in Zukunft nicht verlieren. So ermögliche der Controller dem Nutzer, wie Mathias Pasquay darlegt, flexibel und mobil zu arbeiten ohne sich durch komplizierte Techniken wie VPN einschränken lassen zu müssen. Er könne damit für eine sichere aber dennoch nutzerfreundliche Kommunikation der Zukunft sorgen, ist der Geschäftsführer von pascom überzeugt.

Nach Meinung von Felix Pflüger werde sich die Hauptaufgabe des Session Border Controllers jedoch etwas verschieben. Demzufolge werde die Netzwerkkomponente bei Cloud-Lösungen verstärkt die Verwaltung des Gesprächsroutings der internen und externen Kommunikation übernehmen und für die Bündelung der Kommunikation sorgen.


Verlagerung der Kommunikation auf Cloud-Dienste


Diese Cloud-Lösungen würden dabei über kurz oder lang ausschließlich in der UC verwendet werden, wirft Pasquay ein und stellt klar, dass der sichere und lokale Betrieb für viele Unternehmen zu kompliziert, zeitaufwändig und teuer sein werde. Außerdem sei die Cloud vor allem für die Unternehmen sinnvoll, die eine großflächige Kommunikationsstruktur haben, wie es bei Firmen mit Auslandsbüros und Mitarbeitern im Homeoffice der Fall sei, bekräftigt Pflüge. Hier böten VoIP und die Cloud die ideale Lösung. Bei umfassenden lokalen Installationen wie beispielsweise in Callcentern seien weiterhin OnPromise-Systeme am besten geeignet.


Zukünftige technische Neuerungen bei VoIP und UC


Abschließend geben die beiden Experten und beroNet-Vertriebspartner einen Ausblick darauf, was in diesem und in den nächsten Jahren in Sachen VoIP und UC erwartet werden kann.

In erster Linie werde eine flächendeckende Verschlüsselung mit einer sicheren Registrierung (TLS) und Sprache (sRTP) in der VoIP-Kommunikation vorangetrieben, da hier die VoIP-Anbieter noch aufzuholen hätten. Mathias Pasquay glaubt zudem an eine weitere und konsequentere Verlagerung auf die mobile Business-Kommunikation. Des Weiteren wird, wie Felix Pflüge erklärt, der Abbau der ISDN-Vermittlungsstellen eine andere tiefgreifende Veränderung in der derzeitigen Kommunikation nach sich ziehen.

„In ca. 5-10 Jahren werden die 5200 Ortsvorwahlen in Deutschland ihre Bedeutung verlieren.“ Somit werde der Kunde in Zukunft unabhängig von Wohn- bzw. Standort seine Rufnummer nutzen können, so wie es jetzt schon in der Schweiz der Fall ist. Im nächsten Schritt würden dann auch noch die Rufnummern vollständig durch SIP-URI ersetzt. Dies wird schon heute von Anwendungen wie Skype4Business und TEAMS genutzt. Statt mit Rufnummern wird die Kommunikation dabei per VoIP, WebRTC Chat oder Mail aufgebaut. Zusätzlich ist Pflüger von der vollständigen Ablösung von GSM durch das mobile VoIP per LTE überzeugt. Damit werden die Grenzen zwischen Festnetz und Mobilfunk fließend sein. Durch die Digitalisierung der Kommunikation werde es nach dem Geschäftsführer von peoplefone außerdem möglich sein, Präsenzanzeigen über Unternehmensgrenzen hinaus zu realisieren. Der Erfolg von den einfach zu bedienenden Video-Konferenzen ist dabei absehbar: Sowohl der grundlegende Faktor der Globalisierung mit dem weltweiten Austausch und Handel zwischen Unternehmen als auch die zunehmende Verkehrsdichte begünstigen die bequeme Kommunikation über Präsenzanzeigen. So sei letztendlich die vollständige Umstellung von ISDN zu VoIP eine logische und notwendige Schlussfolgerung in der heutigen stark vernetzten Welt.